Stromstöße, die Leben retten!
Gemeinsame Aktion ermöglicht Einsatz von Lebensrettern im Landkreis Miesbach
Freuten sich über das gemeinsame Projekt von Notarztförderverein, Gemeinden und der Kreissparkasse: v.l. Dr. Christian Pawlak, Horst Leckner, Anton Hartl (5.v.l.) mit den Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden.
Jährlich sterben über 130.000 Mitbürger den plötzlichen Herztod. Das sind mehr als 350 Menschen pro Tag. Damit ist dies die häufigste außerklinische Todesursache in Deutschland. Doch das muss nicht sein. Ein kompaktes High Tech Gerät, klein und einfach zu bedienen, kann Leben retten: Der „Automatische Externe Defibrillator“ (AED), wie der HeartStart von Laerdal. Er ermöglicht sogar medizinischen Laien eine wirkungsvolle Reanimation. Entscheidend ist nur, dass man ihn schnell erreicht. Deshalb haben der örtliche Notarztförderverein, die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und die Gemeinden um den Tegernsee ein beispielhaftes Projekt gestartet.
Beim plötzlichen Herztod liegt in den meisten Fällen zunächst Kammerflimmern, die bösartigste Herzrhythmusstörung, vor. Sie führt, wenn sie nicht unterbrochen wird, unweigerlich zum Tode. Die Defibrillation, ein kurzer elektrischer Reiz ist die wirksamste Methode, diese Rhythmusstörung zu behandeln. So genannte automatisierte externe Defibrillatoren (AED), wie der HeartStart von Laerdal, stehen inzwischen in technisch so ausgereifter Form zur Verfügung, dass sie im Notfall auch vom medizinischen Laien sicher und erfolgreich angewendet werden können.
Ob ein Elektroschock abgegeben werden muss, analysiert das Gerät selbst. Die Abgabe eines Schocks ist aber nur möglich, wenn er notwendig ist. Ansonsten ist das Gerät gesperrt. Je früher die Defibrillation erfolgt, desto größer ist die Chance des Überlebens ohne bleibende körperliche Schäden. „Jede Minute ohne wirksame Wiederbelebung reduziert die Chance um 10 Prozent. Selbst wenn beispielsweise schon nach acht Minuten der Notarzt erscheint, kann ist es zu spät sein“, so Dr. Christian Pawlak, Leitender Notarzt aus Gmund am Tegernsee.
Rechtzeitiger Zugriff ist entscheidend
Deshalb ist es entscheidend, dass im Notfall rechtzeitig auf einen AED zugegriffen werden kann. Und dies ist oft nicht der Fall, denn die Zahl der öffentlich zugängigen Defibrillatoren ist noch sehr gering. Doch in den letzten Jahren wurde hier mehr und mehr Abhilfe geschaffen. In vielen U-Bahn-Stationen hängen bereits moderne Defibrillatoren, ebenso an den Stationen von Bergbahnen.
Ein Durchbruch könnte jedoch erreicht werden, wenn Unternehmen, zusammen mit Vereinen, Gemeinden, Privatpersonen und den Herstellern der Geräte, ihre nähere Umgebung mit Defibrillatoren ausstatten. Zwar ersetzt die Defibrillation durch Laien nicht die Aufgaben des Rettungsdienstes. Sie verkürzt aber die Zeitspanne zwischen Auftreten des Kammerflimmerns und einer Defibrillation durch den Notarzt und erhöht dadurch die Überlebenschancen drastisch.
Im Landkreis Miesbach südlich von München, wollte der Notarztförderverein Tegernseer Tal-Waakirchen e. V. die Orte um den Tegernsee mit Defibrillatoren ausstatten. Als Ende 2003 die Idee für das Projekt geboren wurde, dachte man zunächst daran, die Defibrillatoren in Rathäusern oder den Tourist-Informationen anzubringen, so Anton Hartl, Vorsitzender des Notarztfördervereins. Doch gerade nachts sind diese Gebäude nicht zugängig, die Defibrillatoren also nicht erreichbar. Ein schrecklicher Gedanke vor verschlossener Tür zu stehen, während ein Mensch stirbt.
Deshalb kam Hartl, selbst ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Tegernsee, auf die Idee, die Geräte in den Selbstbedienungsbereichen der Kreissparkasse um den Tegernsee anbringen zu lassen. Spontan erklärte sich der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, G. Georg Bromme, bereit, die Defibrillatoren und auch gleich noch Notruftelefone installieren zu lassen.
SB-Stellen der Sparkasse idealer Standort
„Unsere Selbstbedienungsbereiche eignen sich hervorragend als Standort für die Defibrillatoren“, so auch Sparkassen-Vorstandsmitglied Horst Leckner anlässlich der Installation des ersten Gerätes in der Sparkassen-Geschäftsstelle Bad Wiessee. Die Lebensretter hängen in sieben, rund um die Uhr zugängigen, aber geschützten Räumen, die zudem von Videokameras überwacht werden. Es ist bereits daran gedacht, mit weiteren Partnern in anderen Teilen des Landkreises die SB-Stellen der Kreissparkasse als Defi-Standort zu nutzen.
Leckner dankte dem Notarztförderverein Tegernseer Tal-Waakirchen, den Bürgermeistern der Kommunen im Tegernseer Tal sowie der Björn-Steiger-Stiftung für die Finanzierung und Beschaffung der Defibrillatoren. Als eigenen Beitrag wird die Kreissparkasse die Installation und die monatlichen Kosten für die Nottelefone übernehmen.
Die Sparkassenorganisation habe die Initiative für Bürger-Engagement „für mich, für uns, für alle“ gegründet, mit der besondere ehrenamtliche Aktionen herausgestellt werden. Zum ersten Vorsitzenden des Fördervereins, Anton Hartl, sagte Leckner: „Ich finde es hervorragend, wie sich der Förderverein für Leib und Leben der Bürger im Landkreis einsetzt“. Dies sei bestes, ehrenamtliches Engagement.
Leckner freute sich, dass sich die Gemeinden an dem gemeinsamen Projekt so stark beteiligen. Er wertete diese Aktion insbesondere auch als Steigerung der Attraktivität des Landkreises. „Diese flächendeckende Ausstattung des Tegernseer Tals mit Defibrillatoren ist ein Plus an Sicherheit und Service, von dem jeder bei uns im Landkreis profitiert. Die Kreissparkasse freut sich, dass sie hier einen Teil mit beitragen kann.“
Peter Sieben